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24 Die Rie­sen wer­den Wächter

Die Zeit ver­ging schnell, die Rie­sen lang­sa­mer. Sie waren sehr geal­tert und mach­ten sich Sor­gen um ihre Zukunft und die des Wun­der­baums. Grund genug für die sechs Rie­sen sich zu treffen.

Stück hat­te kaum noch genü­gend Luft, um die Trom­pe­te zu blasen.

Fres hat­te das Geheim­nis des „Ver­sun­ke­nen Kru­ges“ gelöst, sich dabei aber so ver­letzt, dass er kaum noch gehen konnte.

Doch das ist eine ande­re Geschich­te, über die bald berich­tet wird.

Wild hat­te den Strand am See gesäu­bert und freu­te sich, dass Men­schen kamen, um dort zu baden. Er war oft so müde, dass er kaum noch die anfal­len­den Arbei­ten erle­di­gen konnte.

Lang hat­te eine klei­ne Müh­le gebaut und ver­sorg­te Rie­sen und auch Men­schen mit nahr­haf­tem Mehl. Doch die Schlep­pe­rei mit den Mehl­sä­cken ver­ur­sach­ten ihm immer mehr Rückenschmerzen.

Horst hat­te mit sei­nen Bil­dern Erfolg, immer mehr Men­schen woll­ten sie sehen und kau­fen. Das kon­zen­trier­te Malen hat­ten aber sei­ne Seh­kraft geschwächt und der Umgang mit den Far­ben sei­ne Haut verändert.

Mich hat­te sich vie­le Gedan­ken um die Zukunft sei­nes Ortes gemacht. Er sah in sei­nen Träu­men ein Rat­haus hin­ter dem Wun­der­baum ent­ste­hen. In sei­ner Fan­ta­sie erschie­nen Kin­der­gär­ten, Schu­len, ein Bahn­hof und vie­le wei­te­re Din­ge, die er sich nicht erklä­ren konn­te. Er befürch­te­te ver­rückt gewor­den zu sein.

Die Rie­sen erin­ner­ten sich an vie­le gemein­sa­me Erleb­nis­se. Da sag­te Mich: „Lasst uns an die Fee den­ken, sie wird kom­men, um uns zu hel­fen“. Alle dach­ten an die Fee und in kür­zes­ter Zeit stand sie vor den Rie­sen und hör­te sich ihre Zukunfts­sor­gen an:

Wir Rie­sen wer­den zu schwach.
Der Wun­der­baum hät­te kei­ne Wäch­ter mehr.
Der Wun­der­baum wür­de eingehen.
Die sel­te­nen Apfel­sor­ten wür­den verschwinden.
Die fried­li­che Stim­mung wäre in Gefahr.

Die Fee hör­te sich alles an und antwortete:
Wenn ihr unsterb­li­che Wäch­ter wer­den wollt, kann ich euch in Bäu­me ver­wan­deln, die schüt­zend rund um den Wun­der­baum ste­hen. Ihr seid dann wei­ter­hin unsterb­li­cher Teil der Gemein­schaft. Ihr könnt ver­fol­gen, wie sich die Men­schen in die­ser Gegend ent­wi­ckeln, denn sie kom­men um die Früch­te des inzwi­schen rie­si­gen Wun­der­baums zu pflücken.Die Rie­sen waren ein­ver­stan­den und baten die Fee dies sofort zu tun. „Bevor ich euch ver­wan­de­le möch­te ich euch etwas über mich erzäh­len,“ sag­te sie. Ich wur­de als Kind einer Hexe gebo­ren, die nicht sehr freund­lich war. Immer hat­te sie etwas zu meckern, nie mach­te ich etwas rich­tig, aber am meis­ten stör­te es sie, dass ich zu Mensch und Tier freund­lich war. Ich lern­te von ihr die Zau­be­rei, das Ver­wan­deln in ande­re Wesen, lern­te die Spra­che der Tie­re ver­ste­hen und sie zu spre­chen. Als ich mich stark genug fühl­te ver­ließ ich mei­ne Mut­ter, um Gutes zu tun und zu hel­fen, wo ich konn­te. Auch ich war unsterb­lich, doch der Fluch mei­ner Mut­ter hob die Unsterb­lich­keit auf. So wur­de ich ver­bit­tert und ver­schlos­sen. Als ich euch in eurem Tal beob­ach­te­te, als brau­ner Adler, spür­te ich die Har­mo­nie unter euch. In die­ser Hin­sicht war ich ein Neu­ling. Ich schwor, euch zu hel­fen wo ich konn­te, fand die­sen Ort hier und beschloss, wenn es an der Zeit wäre, wür­de ich hier allen Men­schen hel­fen, indem ich mich für ihre Bedürf­nis­se stark mache. Das Ziel ist das Mit­ein­an­der, nicht das Gegen­ein­an­der, das Zuhö­ren, gemein­sam Lösun­gen zu fin­den. Sobald die Men­schen hier dazu bereit sind, keh­re ich hier­her zurück und erfül­le mir mei­nen Lebens­traum: Gerecht, fair zu han­deln und offen für alles Neue zu sein.

Die Fee zog ihren Zau­berast, berühr­te nach­ein­an­der alle Rie­sen, die sich in Bäu­me ver­wan­del­ten. Die Rie­sen waren ver­schwun­den, der Wun­der­baum wuchs und wuchs, bewacht von sechs Baumstämmen.

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